![Veranstatlung: KLimakrise: Anpacken! mit Prof. Dr. Volker Quaschning und Sascha Müller MdB am 23.01.2025 im Marmorsaal des Presseclubs](https://gruene-nbg.de/wp-content/smush-webp/2024/12/1280px_Quaschning-1200x1200.png.webp)
Klimakrise: Anpacken! –
hieß es am 23. Januar 2025 im Marmorsaal des Presseclubs. Dort hatten wir, der AK Klimaschutz und Energie, den bekannten Experten für regenerative Energiesysteme, Prof. Volker Quaschning bei uns zu Gast, zusammen mit unserem MdB und Kandidaten für Nürnberg Süd, Sascha Müller. Ca. 230 Bürgerinnen und Bürger hörten sehr aufmerksam zu.
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Prof. Dr. Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin seit 20 Jahren, Autor des Standard-Lehrbuches zu diesem Thema, ist Mitgründer der „Scientists4Future“. In wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Büchern, in seinem YouTube-Kanal, in seinem Podcast „Das ist eine gute Frage“ und in unzähligen Vorträgen kommuniziert er sehr deutlich, wie die Lage der menschenbewohnten Welt ist, und was genau in Deutschland zu tun ist, damit wir die Klimawende doch noch rechtzeitig schaffen.
Die Klimakrise verstehen
Zunächst ging es um die Klimakrise an und für sich: Was bedeuten eigentlich die 3 bis 4 Grad Celsius mehr, auf die unsere Welt bei zu geringen Maßnahmen zu steuert?
Anhand von drei Bildern zeigte er uns das Ausmaß der beginnenden Katastrophe:
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- Der Umriß von Europa und die Eisschilder dazu vor Zwanzigtausend Jahren – 6 Grad kälter als heute. Die Form war ähnlich, aber etwas dicklich – der Meeresspiegel ist seitdem um 120 m gestiegen.
- Die Temperaturkurve dieser Zwanzigtausend Jahre. Man sieht sehr deutlich, dass die aktuelle Temperatur-Kurve viel, viel steiler ist als alles je dagewesene. Die Temperatur wächst seit etwa dem Jahr 1900 mit der 30-fachen Geschwindigkeit wie damals.
- Die geschätzten finanziellen Folgen der Klimakrise für unsere Wirtschaft und Gesellschaft. Es wäre wirtschaftlich ungeheuer wichtig, den weltweiten Temperaturanstieg auf unter 2 Grad zu begrenzen, denn die Kosten für 3 oder 4 Grad werden einen Großteil unseres Bruttosozialproduktes kosten: für +4 Grad hat die Wissenschaft berechnet, dass über 60 % unseres Pro-Kopf-Einkommens einfach weg wären.
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Im Vortrag wurde es sehr deutlich, dass wir auch hier in Deutschland in wenigen Jahrzehnten keine angenehme Zukunft mehr haben, wenn sich Dürren, Hitzewellen, Brände, sowie Überflutungen durch Starkregen und Tornados immer mehr verbreiten. Andere Teile des Planeten wären bei 3 Grad mehr schon unbewohnbar, das betrifft die Lebensräume von derzeit 3 Milliarden Menschen.
Also ran an die Klimawende – auch hier in Deutschland
So motiviert, erklärte er den Zuhörenden, wie wir die Klimawende in Deutschland in den nächsten Jahren schaffen würden – trotz der nicht gerade meisterlichen Leistung der Politik und Teilen der Wirtschaft in den letzten 30 Jahren. Doch das Gute ist, dass alles schon erfunden ist, was wir benötigen, und auch schon viel preiswerter geworden ist, so dass es sich auch finanziell rechnet.
- In der Energieerzeugung – mit Wind, Sonne und Batteriespeicher, gerne auch noch mit der Sektorkopplung, um die erzeugte Energie immer zur richtigen Zeit zu speichern bzw. zu verbrauchen.
- in der Wärmeerzeugung, – mit Wärmepumpen jeder Art und Größe, wie wir bereits bei Stefan Holzheu gehört hatten.
- in der Mobilität, wobei er sich da auf die Antriebstypen der Autos fokussierte, was aber schon allein recht eindringlich wirkt.
Energieerzeugung
Zum Glück hat Robert Habeck als Wirtschafts- und Klimaminister da schon einiges voran gebracht, um Windkraft am Land und auf dem Meer zu beschleunigen, so dass ein Windpark in einem Jahr und nicht mehr in 5-10 Jahren genehmigt wird. Auch Photovoltaik hat er vereinfacht, z.B. steuerlich. Bürgerenergiegenossenschaften können wieder Windparks bauen, was vorher komplett zum Erliegen gekommen war. Wind und Sonne wachsen jetzt schnell – 2024 hatten sie schon einen Anteil von 60% an der Stromerzeugung.
Prof. Quaschning zeigte den Zuwachs der Erneuerbaren in den letzten Jahren, und erklärte weiter, dass der erneuerbare Strom, der nun zugebaut wird, auch verbraucht werden sollte, so dass es wirklich runter geht mit den fossilen Energien. Daher: mehr Verbrenner-Autos ersetzen gegen E-Autos, die natürlich auch E-Bikes, sowie öffentliche E-Busse und E-Züge sein können. Beispiel China: alle (Millionen) Busse sind jetzt schon E-Busse. Und Wärmepumpen kaufen! Eine gute Nachricht ist auch, dass gerade mit großer Wucht Speicher an die Stromnetze kommen (Spiegel Nov 2024: Es sind Anschlüsse für 161 Gigawatt Großspeicher bei den Netzbetreibern beantragt). Die Sektorkopplung muss gesetzlich und technisch vorankommen, so dass E-Autos wenn sie am Netz sind, Strom ein-und ausspeichern können, was in Frankreich schon geht. Zuviel Wind und Sonne werden dann in Form von Strom gespeichert, und auch in Wasserstoff umgewandelt. Prof. Quaschning bezeichnet Wasserstoff als den Champagner der Energiewende, wegen seiner Kosten. Aber der kann in den Gasspeichern gespeichert werden, und wird in der Industrie sowie bei den paar wenigen Gas-Reservekraftwerken für Dunkelflauten verwendet. Weltweit wächst die Solarenergie bereits seit einigen Jahren mit 38% pro Jahr! Die Hälfte der Produktionsanlagen, um die Umstellung auf Solar zu bauen, stehen in China schon.
Wärmepumpen
Die Wärmewende ist in den letzten Jahren vor allem in Deutschland gescheitert, wie Prof. Quaschning mit einer Grafik über den Zubau von Gasheizungen zeigt, die wenn sie jetzt eingebaut werden, ja 2045 noch in Betrieb sein können.
Ganz anders im internationalen Vergleich: In Norwegen heizen über 600 von 1000 Haushalten mit einer Wärmepumpe, in Finnland ähnlich viele, während man in Deutschland immer noch rätselt, ob unser Klima vielleicht zu kalt für eine Wärmepumpe ist, und ob es im Altbau funktioniert? Das hat noch nicht mal für 50 Wärmepumpen pro 1000 Haushalten gereicht. Nachdem der Absatz bis 2023 stieg, ist er danach wieder gefallen, und die deutschen Hersteller könnten durch den mangelnden Absatz nun zerstört werden, während China schon einen 33%-Anteil am weltweiten Wärmepumpen-Absatz errungen hat, den es dann ausbauen wird. Ähnlich wie die GroKo Ende der 2000er-Jahren schon die deutsche Photovoltaikindustrie zerstört hat.
Mobilität: E-Autos
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Der Verbrenner hat einen Wirkungsgrad von 30% und heizt mit dem Rest die Umwelt auf.
Hier sieht man sehr, sehr deutlich, dass die Autos der Zukunft alle mit Strom fahren: Während die eigentlichen E-Autos einen Wirkungsgrad von 90% haben, geht durch die Umwandlung in Wasserstoff oder gar E-Fuels wieder so viel Energie verloren, und durch deren Verbrennung im Auto noch mal, so dass im Endeffekt fünfmal bzw. siebenmal so viel Energie benötigt wird, als wenn man den Strom direkt im Antrieb benutzt. Das wird sich auch nicht ändern, da physikalische Gesetze dahinter stehen.
Gesamtbild mit Sektorkopplung
So sieht das Gesamtbild am Ende aus: Gar nicht so schwierig! – Hier sieht man dann, dass aus Strom erzeugter, also „grüner“ Wasserstoff und „grünes“ Gas durchaus gespeichert werden kann und sollte. Nur heizen und Auto fahren sollte man damit nicht, für beides ist es zu teuer, Champagner halt. Dafür wird es dringend für Industrieprozesse benötigt, wie die Herstellung von „grünem“ Stahl – das ist von essentiellem Interesse für die deutsche Industrie, denn bald wird man nichts anderes mehr verkaufen können.
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Aus der Sicht des Experten ist nichts dabei, was noch erfunden werden müsste, damit wir in der Lage wären, alle fossilen Energien, die wir in diesem Land verbrennen, gegen Strom auszutauschen – was die Sache auch meist gleich viel effizienter macht.
Da liegt der Teufel bloß im Detail, denn bisher machen wir es uns in Deutschland mit vielen Vorschriften besonders schwer, in der Klimawende schnell voran zu kommen. Das sieht mal immer wieder, wenn Bundesgesetze, Landesgesetze, Umsetzungsvorschriften, VDI-Normen und andere Themen wie Denkmalschutz sich mal wieder ineinander verhakeln, und solche Kleinigkeiten wie Balkonkraftwerke zu Bürokratiemonster aufblähen, bis sich jemand dessen annimmt.
Am Schluß plädierte Prof. Quaschning, dafür, dass wir einfach die Energierevolution in Deutschland anpacken und vorantreiben – das ist so viel Chance, auch für die deutsche Wirtschaft. Machen wir doch einfach den Klimaschutz zu unserem „Man in the Moon“ Projekt! Machen wir unser Land und diesen Planeten enkeltauglich!
Mit tosendem Applaus nahmen die Zuhörer:innen diese Herausforderung an.
Unser MdB Sascha Müller
zeigte an einer Grafik zu Bayern, wie der Zubau an Windkraft ab 2014 zurück gegangen war, bis 2022 die bundesweite Gesetzgebung aus Robert Habecks Ministerium auch Bayern zwang, die 1,8% der Landfläche für Windkraft auszuweisen. Durch die Beschleuningung der Genehmigungen gibt es jetzt bereits ersten Zuwachs hier, der auch dringend nötig ist. – Durch die Bundesgesetze, die die Steuern für private kleine PV-Anlagen gestrichen haben, sind sehr viel mehr PV-Anlagen in Bayern zugebaut worden.
Die hohen Strompreise, für die die erneuerbaren Energien von einigen Politikern und Medien verantwortlich gemacht werden, sind in Wirklichkeit durch den Ukraine-Krieg und den Stopp des Gasbezuges von Rußland entstanden. Die aktuellen Preise sind wieder da, wo sie Anfang 2021 waren. Die hohen Steuern und Abgaben auf Strom in Deutschland sind noch da. Sie sind über viele Jahre und die vorherigen Regierungen gewachsen. Da hat die Ampel schon die Stromsteuer für die Industrie gestrichen, und das wollen die Grünen auch für die privaten Kunden z.B. für Wärmepumpen tun. Auch das Netzentgelt, das im Moment alle Baukosten für Leitungen direkt im selben Jahr auf die Stromkunden umlegt, soll verringert werden.
Die Bundesregierung fördert ja den Einbau von Wärmepumpen mit bis zu 70%, und dabei sollte man auch die kontinuierliche Erhöhung der CO2-Abgaben bedenken, und sich keine Gasheizung mehr einbauen lassen.
Maßnahmen für die er sich in der nächsten Legislaturperiode einsetzen will, ist die Umsetzung des Klimageldes. Das war im Jahressteuergesetz 2022 schon enthalten, die Umsetzung hat das Finanzministerium aber bisher noch nicht geschafft, es wird aber dieses Jahr über Elster kommen.
Das Deutschlandticket, das die Grünen in der Ampel durchgesetzt hatten, soll weiterhin 49 Euro kosten und nicht erhöht werden.
Die Sektorenziele im Klimaschutzgesetz wurden ja in der Ampel hart verhandelt, und die Grünen konnte keine Sofortprogramme für Verkehr und Bau durchsetzen, sondern die wurden gestrichen. Die sollten aber wieder eingeführt werden, wenn die Grünen an einer nächsten Regierung beteiligt sind.
Bilanz dieser spannenden Veranstaltung:
Es ist viel zu tun, aber es ist alles machbar, es ist wirtschaftlich sinnvoll, und Staat, Industrie und Bürger:innen müssen nun einfach nur anpacken!!! International sind viele Länder schon sehr viel weiter als wir, aber wir haben alle Möglichkeiten, endlich aufzuholen.
Zum Weiterlesen und nachschauen
- Prof. Quaschning hat zusammen mit seiner Frau Cornelia ein sehr gutes populärwissenschaftliches Buch geschrieben: ENERGIEREVOLUTION JETZT! – 2022 erschienen, ist es weitgehend noch aktuell und erklärt die Lösungen für alle Sektoren noch mal mit mehr Details und genauen Zahlen, auch mit Landwirtschaft.
- Wir haben leider keine Video-Aufzeichnung dieses Vortrages. Hier ist ein etwas kürzerere Vortrag mit ähnlichen Inhalten bei Stadtwerke-Tag (SID 2024) in Lübeck, auch sehr gut.
- In den letzten 15 Jahren war er auch immer wieder im Fernsehen als Experte zum Thema Klimawende eingeladen.
- DE
- Quaschning erklärt in seinen Kurzvideos in einer Minute Themen, die immer wieder von „Klimagegnern“ angebracht werden:
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