Weltweit gibt es Klimacamps, in Nürnberg steht es seit dem 3. September auf dem Sebalder Platz. Zeit für eine Zwischenbilanz: Wir fragten Roland Mietke, Grünen-Mitglied und einer der Organisatoren im Kernteam des Camps:“Was will das Klimacamp?“.
Roland Mietke: „18 lokale Bündnispartner aus dem Spektrum Ökologie, Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Energie- und Mobilitätswende organisieren seit 41 Tagen durch über 6.000 Arbeitsstunden rund um die Uhr das Camp. Das Ziel: Die Menschen über die Bedrohungen durch die Klimakrise zu informieren, mit der Forderung an die Politik, endlich energisch zu handeln!
Was sagen die Passanten? „Wir sind oft das Sorgentelefon von Bürgern, die uns ihre Klimaängste berichten, ab und zu auch verständnisloses Kopfschütteln. Aber vor allem breite Unterstützung und Wertschätzung: Spontane Geldspenden, Menschen, die sich sofort einbringen und uns drei dicke Wolldecken gegen die Kälte schenken. Sehr berührend eine Familie, die nach dem ersten Gespräch eine Stunde später mit vier Thermoskannen heißem Kaffee und glänzenden Augen wieder vor uns stand und „voll glücklich“ waren, dass sie „etwas machen können“ um sich am Experiment Klimacamp Nürnberg einbringen zu können“.
Die Organisation des Camps – schwierig? Ja, aber auf jeden Fall spannend und sehr demokratisch: Alle Bürger*innen können sich täglich am Plenum beteiligen – da wird lebhaft diskutiert und diejenigen, die anschließend übernachten, legen um 9:00 Uhr morgens den „Schichtplan“ fest. Der Infostand als zentrale Schnittstelle koordiniert Vorträge, Konzerte oder Filmabende. Teils sehr gut organisiert, teils spontan nicht organisiert…Manches passiert einfach..:-)..! Aber der Aufbau des Camps aus dem Nichts und der Rückblick auf nun 41 Tage…. gut, dass dies in 15 deutschen Städten zeitgleich möglich ist! In 1000 weiteren Städten allerdings passiert — Nichts! Das muss sich ändern, es braucht uns alle! Vor allem wenn es nun täglich kälter wird auf dem Platz…..Herausfordernd auch der Umgang mit dynamischen, freien Prozessen – es ist in jeder Hinsicht ein Experiment – sozial, technisch, rechtlich, zwischenmenschlich, psychologisch – da erweiterten sich schon mal die persönlichen Grenzen.“
Und die Zukunft der FFF-Bewegung? „NFF (Nürnberg for Future) ist mein Spielfeld, ebenso Bluepingu e.V. und ZeroWasteNürnberg. Das ergänzt sich sehr gut mit meiner Arbeit als Grafiker und Designer bei GreenDesignNOW! Ich glaube das jeder Akteur (auch wir Grünen) seine Rollen immer wieder neu definiert um unsere Positionen klar und stringent zu verfolgen. Wir sehen uns als „Pioniere des Wandels „– das bedeutet Vorbilder entwerfen, und selbst Vorbilder sein!“
Nach dem vorerst offiziellen Ende am 6. November geht das Camp als Mahnwache weiter bis die Politik endlich handelt: „Nürnberg muss handeln“ heisst ein Papier mit den Forderungen von NFF, das seit über einem Jahr dem Nürnberger Rathaus vorliegt. Die Botschaft: „Seid endlich mutig. Wir machen weiter bis ihr handelt“!
Die Bündnispartner: FridaysForFuture Nürnberg, Bluepingu e.V., BUND Naturschutz, Ende Gelände Nürnberg, Energiewende Bündnis, Ernährungsrat Nürnberg, Greenpeace Nürnberg, Extinction Rebellion Nürnberg, Gemeinwohl-Ökonomie Regionalgruppe MR Nürnberg, Heizhaus, Kollektiv Jardin, Lebensraum-Regenwald e.V., Naturfreunde Nürnberg Mitte, Parents for Future Nürnberg, Quellkollektiv, Radentscheid Nürnberg, VCD, ZeroWaste Nürnberg, und neu dabei „Aktionsbündnis Grünen Eisbären“ und „Psychologists for Future“. Weitere Akteure haben angefragt. Kooperationspartner: „Spirituelles Zentrum im Eckstein“
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