Zu wenig Frauen in der Politik? Wir begeben uns auf Spurensuche und fragen Natalie Keller, Sprecherin des AK Gleichstellung im KV Nürnberg:
In einer so frauenfreundlichen Partei wie den Grünen sind derzeit wenig Frauen in (Führungs)-positionen: Warum? „Wir sind seit Anfang an eine feministische Partei , aber da ist wohl noch deutlich Luft nach oben, was den Anteil von Frauen in der Partei und die entsprechenden Posten betrifft. Prinzipiell stehen Frauen bei uns Grünen ja alle Türen offen, aber: Die Sitzungszeiten sind oft schwierig zu vereinbaren mit dem Beruf, der Familie und dem (parteipolitischen) Ehrenamt. Hinzu kommt bei Frauen oft ein hoher qualitativer Anspruch an sich selbst, und parteiinterne Machtkämpfe sind aufreibend und langwierig…“
Ist das in Nürnberg besonders drastisch? „Wir haben im KV einen Frauenanteil von 38 %. An den Mitglieder-versammlungen nehmen aber, auch vor Corona, wenig jüngere und auch kaum aktive Frauen teil. Man konnte die 20-40 Jährigen an einer Hand abzählen. Da müssen wir genauer hinschauen und Hindernisse für Frauen beseitigen: Es fängt ja schon oft damit an, dass beim Thema Frauenstatut verlegen gelacht wird. Auch zu den „Frauenveranstaltungen“ kommen immer nur Frauen, dabei sind Männer stets willkommen… Und wir Frauen müssen fordern und dürfen nicht erwarten, dass auf uns zugeschnittene Formate bequem präsentiert werden. Nicht jammern, sondern für unsere Belange streiten!“
Der Job im Kreisvorstand: Unattraktiv für Frauen? „Die Vorstandsarbeit bringt viel Verantwortung mit sich, die gewuppt werden muss. Den großen zeitlichen Aufwand überlegt sich gerade eine Frau mit jüngeren Kindern und einem herausfordernden Beruf zehnmal, bevor sie sich darauf einlässt. Auch Männer können das nicht einfach so wuppen, aber meiner Erfahrung nach gehen sie es etwas lockerer an, weil die gesellschaftliche Erwartungshaltung an sie geringer ist. Die Struktur der Grünen Jugend ist in Sachen Geschlechtergerechtigkeit offensiver, aber eben auch mobiler: Viele wollen sich nicht festlegen und zeitlich binden. In dieser Lebensphase aber auch verständlich.“
Natalie, deine Erfahrungen und Hoffnungen? „Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und die Hälfte der Macht den Frauen! Wir müssen im Kreisverband mehr Frauen mit ihren Kompetenzen vorstellen. Mehr weibliche Vorbilder, die wir ja haben: Tolle grüne Politikerinnen, die das Thema sichtbar machen und zeigen, welche Themen fehlen, wenn die Frauenperspektive fehlt. Mein Rat an meine grünen Kolleg*innen: Stell dich in die erste Reihe – so, wie du bist. Fordere ein, denn Du kannst es!
Als frauenpolitische Sprecherin unserer Grünen Stadtratsfraktion bleibt Natalie Keller engagiert am Thema Gleichstellung:
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