In der sogenannten Fastenpredigt am Nockherberg hat Maxi Schafroth uns Grünen attestiert, wir würden überwiegend Kontakt mit Gleichgesinnten suchen und vermeiden dort hin zu gehen „wo es weh tut“. Bei der PG Verkehr jedoch versuchen wir schon seit längerem, aus unserer Blase rauszukommen und suchen bewusst den Austausch mit Menschen zu suchen, die man nicht auf Anhieb im grünen Milieu verorten würde. Aktuell traf sich die Projektgrupper zum Austausch mit der Taxigenossenschaft Nürnberg.
Just an dem Abend der erwähnten Fastenrede diskutierten Reinhold Gast und Roland Kern im GrüZe über die Lage der Taxiunternehmer:innen und deren Herausforderungen. In Nürnberg sind alle knapp 300 Taxiunternnehmer:innen mit insgesamt 492 Taxis bei der Taxigenossenschaft Nürnberg eG organisiert. „Anders als in München gibt es bei uns einen starken Zusammenhalt und eine große Beteiligung bei Mitgliederversammlungen“, berichtete uns Reinhold Gast, der Geschäftsführer der Nürnberger Genossenschaft. Denn anders als in Nürnberg habe München nicht nur eine Taxigenossenschaft, was dort auch zu einer gewissen Konkurrenzsituation führt.

Vorsitzender des Aufsichtsrates

Die Einschränkungen durch Corona haben zu einem starken Umsatzrückgang geführt. „Durch Homeoffice und Online-Meetings hat der Mobilitätsbedarf grundsätzlich etwas abgenommen, so dass wir auch heute noch beim Umsatz etwa 10% hinter der Vor-Corona-Zeit hinterherhinken“, erläutert Roland Kern, Aufsichtsratsvorsitzender bei der Taxigenossenschaft. Deshalb suche man auch immer nach Wegen attraktiver zu werden.
Auch in Nürnberg gibt es eine App!
Beiden ist bewusst, dass sich auch die Bedürfnisse ihrer Fahrgäste ändern. Letztendlich wollen Menschen möglichst unkompliziert und gerne auch kostengünstig von A nach B kommen. Ältere Menschen nutzen überwiegend nach wie vor das Telefon um sich ein Taxi zu rufen, auch wenn seit einiger Zeit mit der „Taxi Deutschland“ App eine digitale Lösung zur Verfügung steht. Dass die App nicht allzu bekannt ist, zeigt auch, dass die wenigsten Anwesenden die App kannten. Rund 6 Prozent aller Taxifahrten in Nürnberg werden über die App gebucht, weiß Roland Kern. Es sind Gespräche mit der VAG geplant, mit dem Ziel auch über die Nürnberg-Mobil-App der VAG künftig ein Taxi buchen zu können. Dies ist heute schon auf klassischem Weg über die Busfahrer:innen möglich, die im Bedarfsfall gerne ein Taxi für eine Anschlussfahrt von der Bushaltestelle nach Hause rufen.
Elektromobilität
Großen Raum unseres Austausches nahm das Thema Elektromoblilität ein. Ohne Frage gibt es hierzu bei unserer grünen Mitgliedschaft eine große Expertise, was dazu geführt hat, dass unsere Gäste nicht ganz so viel zu Wort gekommen sind, wie ich mir das gewünscht hätte. Mehr zuzuhören hatte uns ja auch Maxi Schafroth empfohlen: „Zuhören ist das Gegenteil von Reden“ rief er Katharina Schulze zu. Nichtsdestotrotz haben wir, nicht zuletzt durch die stringente Moderation unseres Sprechers Wolfgang Klemm, durchaus einige interessante Punkte von unseren Gästen erfahren. So ist es beispielsweise gar nicht so einfach ein Elektrofahrzeug zu finden, dass gut als Taxi geeignet ist. Taxis brauchen beispielsweise einen bequemen Einstieg, viel Platz im Innenraum und möglichst integrierte Kindersitze. „Die Hersteller berücksichtigen aber nicht mehr die Anforderungen des Taxi-Gewerbes und setzen vor allem auf SUVs und leistungsstarke Fahrzeuge“, so Roland Kern. Aktuell gibt es auch deshalb nur einige wenige E-Taxis in Nürnberg. Eins davon besitzt die Taxi-Genossenschaft selbst und leiht dieses gegen eine geringe Gebühr an ihre Mitglieder aus, um erste Erfahrungen zu ermöglichen und Berührungsängste abzubauen. Bei der Frage der Ladeinfrastruktur ist man hingegen schon einen Schritt weiter. Durch die Initiative der Grünen Stadtratsfraktion stehen in den nächsten 4 Jahren 600.000 EUR an städtischen Mitteln zur Verfügung um Ladeinfrastruktur an Taxiständen zu fördern. Die Taxler geben sich dabei eher Bescheiden und begnügen sich mit 25 KW Ladepunkten um bei Wartezeiten, welche durchaus mal 30 bis 60 Minuten betragen können, zwischenzuladen. Das ist vor allem für die rund 300 Taxis wichtig, die im Mehrschichtbetrieb unterwegs sind. Einzelunternehmer mit nur einem Taxi laden hingegen zuhause über Nacht und kommen damit meist ganz gut über eine Schicht.
Wichtig ist den Unternehmern, dass die Ladepunkte an wichtigen Wartepunkten gut über das ganze Stadtgebiet verteilt sind um längere Leerfahrten zu vermeiden. Aktuell sind in Abstimmung mit der Stadt Nürnberg schon 18 Ladepunkte in Planung.
Ein weiteres Thema war der Markteintritt von Bolt in Nürnberg. Hier wünscht sich die Taxi-Genossenschaft einen fairen Wettbewerb und hofft darauf, dass Regeln wie Mindestlohn, Ruhezeiten und Rückkehrpflicht eingehalten werden. Im sogenannten Mietwagengeschäft müssen die Fahrzeuge im Gegensatz zu Taxis zum Betriebssitz zurückkehren, sofern sie nicht einen Folgeauftrag haben. In anderen Städten hat sich gezeigt, dass dies oft nicht eingehalten wird. Darüber hinaus wird wohl mit subventionierten Preisen gearbeitet bei denen das Taxigewerbe aufgrund der Taxitarifordnung nicht Konkurrenzfähig ist. Ein Wunsch des Gewerbes ist es deshalb, dass die Stadt für die Mietwagen Mindestpreise festsetzt, ggf. auch Höchstpreise um Kunden bei Veranstaltungen vor Wucherpreisen zu schützen. Um diese Thematik zu beleuchten habe ich bereits einen entsprechenden Antrag an den Oberbürgermeister gestellt.
Zuletzt haben wir die Gelegenheit noch genutzt um weitere Themen abzufragen, die die Taxler umtreiben. Um einen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber dem Individualverkehr zu haben ist der Wunsch, dass Taxis wo immer sinnvoll möglich Busspuren nutzen dürfen und Durchfahrten auf ansonsten gesperrten Straßen zu erlauben. Ein anderes großes Problem sind fehlende legale Haltemöglichkeiten, insbesondere entlang von Hauptverkehrsstraßen mit Radfahrstreifen. Hier sollten Haltezonen geschaffen werden und deren Freihaltung von illegalen Dauerparkern dann auch konsequent überwacht werden. Diese Themen haben wir gerne aufgenommen und versuchen, gute Lösungen im Sinne aller Verkehrsteilnehmer:innen zu erarbeiten.
Am Ende hat dieser Abend wieder gezeigt, dass es besser ist Miteinander zu reden als übereinander. Alle waren sich einig, dass es ein gelungener Austausch war, und dass wir weiter in Kontakt bleiben wollen.
Mike Bock
stellv. Sprecher der PG Verkehr und
verkehrspolitsicher Sprecher der Stadtratsfraktion
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