Stefan Holzheu erklärt Wärmepumpen – passt!

Am Dienstag 26.11.2024 hatten wir wieder zu einem Klimathema in den Eckstein geladen. Als AK Klimaschutz und Energie beschäftigt uns ja schon zwei Jahre sehr stark das Thema Wärmewende – sehr nötig, wenn Deutschland bis 2045 klimaneutral sein will. Etwa 90 Interessierte kamen. Die Fernwärme, über die wir im letzten Jahr mit den lokalen Akteuren diskutierten, soll in Nürnberg bis 2040 etwa 50% der Haushalte erreichen. Auch die anderen Gebäude müssen irgendwann zu 65% oder mehr klimaneutral heizen.

Wir hatten Dr. Stefan Holzheu eingeladen, Umweltwissenschaftler an der Universität Bayreuth, und aktiv bei Scientists4Future. Er brachte uns viele ganz klare Zahlen und Fakten zum Thema Wärmepumpe mit.
Wir lernten sehr viel über Heizungen. Sie konsumieren in Deutschland fast 600 Terawattstunden fossile Energien pro Jahr. Die müssen irgendwie ersetzt werden – und die Lösung kann weder Wasserstoff noch grünes Methan noch E-Fuels sein. Der Strombedarf ist für Wasserstoff oder synthetisches Methan 4- 5 mal so hoch wie für Wärmepumpen. Grottenteuer wird es auch bleiben es wegen des geringen Wirkungsgrades. Für Wasserstoff bräuchte man eine gigantische Speicherkapazität in Deutschland, die wir nicht haben.

Zum Glück gibt es auch pragmatische Ansätze beim Thema Heizen. Die Wärmepumpe entzieht der Luft, dem Boden oder dem Wasser Wärme, verdichtet sie hoch, und bringt sie ins Haus. Dabei werden aus einer kWh Strom 3-4 kWh Wärme. Und statt 600 Terawattstunden brauchen wir nur noch 200.
Er zeigt uns mit seinem Wärmepumpenrechner, dass selbst in einem großen, alten und schlecht isolierten Haus was zu machen ist. Man kann zuerst die Luft-Wasser-Wärmepumpe parallel zur alten Gasheizung, hybrid, installieren lassen. Man stellt sie gut ein, vergrößert die Fläche der Heizkörper, lässt einen hydraulischen Abgleich machen, und stellt in der Heizkrve niedrigere Vorlauftemperaturen ein. Dann heizt sie den weitaus überwiegenden Teil des Jahres, und die Gasheizung kommt nur an sehr kalten Tagen dazu, wo sie effizienter ist. Nach und nach kann man das Haus besser isolieren, und dann fliegt die alte Gasheizung raus. Denn die paar Tage, wo der Heizstab anspringt und die Wärmepumpe vorübergehend teuer wird, kann man dann meist an einer Hand abzählen. Und daher muss die Vorlauftemperatur, die bei fossilen Heizungen auch oft zu hoch eingestellt ist, an den meisten Heiztagen nicht 50 oder 60 Grad sein, sondern z.B. nur 30-40 Grad.

Der geniale Wärmepumpenrechner ist hier zu finden: https://holzheu.shinyapps.io/Luft-WP-Altgaul/


Bei einer Ölheizung bleibt noch die Option, die auch die Skandinavier sehr oft verbauen: eine Luft-Luft-Wärmepumpe parallel schalten. Die wirkt wie eine Klimaanlage – in Finnland gerne bis -25 Grad Außentemperatur. Sie bläst z.B. in 3 Räume wie Wohnzimmer, Küche und Flur so viel heiße Luft rein, dass die Ölheizung einen Großteil des Jahres nur ganz selten heizt. Gerät mit Installation kostet oft nur 6-8.000 Euro. – Da funkelten einigen Zuschauern die Augen, vor allem, als er zeigte, wie er seinen Eltern mit so einem Gerät einen großen Teil der Heizkosten und der CO2-Emissionen klein gemacht hatte, ohne dass sie nennenswerte Umbauten am Haus hatten.

Er zeigte dann auch noch eine Lösung für Mehrfamilienhäuser, die man auch als Quartierslösung bauen kann: ein sogennantes kaltes Nahwärmenetz, das etwa 10 Grad warmes Wasser in die Wohnungen verteilt, und die haben dann eine sehr kleine Wärmepumpe, die z.B. die bisherigen Gasetagenheizungen ersetzt. Solches 10 Grad warmes Wasser kann man auch aus dem Abwasserkanal gewinnen, das ganze Jahr über, und es ist auch mit viel weniger Verlust zu transportieren als das z.B. 110 Grad heiße in den klassischen Fernwärmenetzen. – Beispiel Schifferstadt. – Wenn das MFH schon zentral beheizt ist, kann man einfach die Heizung gegen einen größere Wärmepumpe tauschen, oder auch hybrid, zunächst die Gasheizung für einige Jahre noch für die ganz kalten Tage behalten, wie oben schon ausgeführt.

Nach den zwei Stunden Vortrag kamen erst noch jede Menge Fragen aus dem Publikum – und die waren alle so konstruktiv, dass man merkte: hier sind schon Überlegungen im Gange, sich so eine Wärmepumpe zu kaufen. Als wir schließlich eine Menge Fragen behandelt hatten, fragten noch viele Besucher:innen nach der Präsentation und dem Rechner. Diese binden wir also auch noch hier ein – herzlichen Dank an Stefan Holzheu!

Neuste Artikel

Der Kreisverband Nürnberg startet in den Bundestagswahlkampf 2024/25

Rebecca Lenhard als Direktkandidatin gewählt

Ziele des Vorstands für die neue Vorstandsperiode

Ähnliche Artikel